Wie der „Tennisarm“ zu seinem Namen kam
Der Begriff „Tennisarm“ wirkt im ersten Moment fast harmlos, vielleicht sogar ein wenig sportlich – dabei ist die Realität für Betroffene alles andere als angenehm.
Medizinisch korrekt spricht man von einer Epicondylitis lateralis humeri, einer schmerzhaften Reizung der Sehnenansätze an der Außenseite des Ellenbogens. Die Bezeichnung „Tennisarm“ hat ihren Ursprung tatsächlich im Tennissport, da diese Beschwerden bei Tennisspielern gehäuft auftraten – vor allem, wenn Schlagtechniken falsch ausgeführt wurden oder das Material (z. B. Schläger oder Bespannung) nicht optimal war. Heute wissen wir jedoch, dass man keineswegs Tennis spielen muss, um diesen Schmerz zu entwickeln.
Wenn der Alltag zur Belastung wird
Viel häufiger als bei Sportlern entsteht ein Tennisarm im Alltag – zum Beispiel bei Menschen, die regelmäßig ähnliche Bewegungen mit der Hand und dem Unterarm ausführen. Dazu zählen Handwerker, Musiker, Büroangestellte oder Pflegekräfte. Selbst das stundenlange Bedienen einer Computermaus kann ausreichen. Die Ursache liegt meist in einer Überlastung der Streckmuskulatur des Unterarms. Diese Muskeln setzen mit Sehnen an einem kleinen Knochenvorsprung außen am Ellenbogen an. Wiederholte Belastung, besonders ohne ausreichende Erholung, führt zu kleinen, oft unbemerkten Verletzungen in den Sehnenstrukturen, die sich entzünden und Schmerzen verursachen können.
Erkennen, was wirklich dahintersteckt
Wer bei bestimmten Bewegungen – etwa dem Heben eines Gegenstands oder dem Händeschütteln – einen ziehenden oder stechenden Schmerz im äußeren Ellenbogen verspürt, sollte den Gang zum Orthopäden nicht zu lange hinauszögern. Die Diagnostik stützt sich auf eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der gezielte Druck- und Bewegungstests helfen, die Beschwerden einzugrenzen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT kommen zum Einsatz, wenn der Verdacht auf andere Ursachen wie eine Nervenirritation oder eine Sehnenruptur besteht. Manchmal genügt jedoch bereits das ärztliche Gespräch, um ein klares Bild zu bekommen.
Die Behandlung braucht Geduld
Die gute Nachricht zuerst: Ein Tennisarm heilt in den meisten Fällen ohne Operation. Dennoch kann der Weg dorthin langwierig sein. Die Behandlung zielt darauf ab, die gereizten Strukturen zu entlasten und die Entzündung zu lindern. Zu Beginn stehen konservative Maßnahmen im Vordergrund: Kühlung, entzündungshemmende Medikamente und das Vermeiden belastender Bewegungen. Orthopäden empfehlen häufig auch spezielle Bandagen, die den betroffenen Muskelansatz entlasten. Ergänzend kommen physiotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz – insbesondere Dehn- und Kräftigungsübungen, die gezielt auf die Unterarmmuskulatur abzielen.
In hartnäckigen Fällen können Injektionen mit Kortison oder anderen Wirkstoffen hilfreich sein. Auch Stoßwellentherapie oder Akupunktur zeigen bei einigen Patienten gute Erfolge. Eine Operation ist nur dann notwendig, wenn konservative Methoden über einen längeren Zeitraum keine Besserung bringen – was allerdings eher selten der Fall ist.
Nicht nur Symptome, sondern die Ursache behandeln
Entscheidend für eine nachhaltige Genesung ist, die Ursache der Beschwerden nicht nur zu erkennen, sondern auch gezielt zu verändern. Das bedeutet: Bewegungsmuster überdenken, Pausen einbauen und Arbeitsabläufe ergonomischer gestalten. Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten, sollten auf eine entspannte Haltung achten und Maus sowie Tastatur richtig positionieren. Wer beruflich oder privat stark körperlich aktiv ist, sollte auf Ausgleich und Muskelpflege setzen – beispielsweise durch regelmäßiges Dehnen oder gezieltes Training der Unterarmmuskulatur.
Ein schmerzhafter Begleiter, aber kein Dauerzustand
Auch wenn der Tennisarm seine Geduld fordert: Er ist gut behandelbar. Die meisten Menschen sind nach einigen Wochen oder Monaten wieder schmerzfrei – vorausgesetzt, sie nehmen die Warnzeichen ihres Körpers ernst und handeln frühzeitig. Ein erfahrener Orthopäde kann helfen, die passende Behandlung zu finden und den Heilungsprozess zu begleiten. Mit einem bewussteren Umgang mit Belastungen und gezielter Vorbeugung lässt sich oft verhindern, dass der Tennisarm zu einem Dauerproblem wird. Und Tennis? Das kann man mit der richtigen Technik und etwas Vorsicht auch weiterhin genießen.
